In vielen Casinos  hörte ich ihre Überlegungen und sah wie sie ihr Glück versuchten, die sogenannten Kesselgucker. Sie sind davon überzeugt, dass sich in manchen Kesseln Unregelmäßigkeiten verbergen, die statistische Häufungen von Sektoren begünstigen. Im Idealfall bedeutet dies anhand der Geschwindigkeit und dem Lauf der Kugel die Sektoren, absolut perfekt wäre das Feld, in welches die Kugel fällt zu berechnen und kurz bevor „Rien ne va plus“ angesagt wird, noch schnell seinen Einsatz zu tätigen.

Theoretisch erschien das umsetzbar und obwohl ich es nicht glaubte, wollte ich mich wenigstens mit dieser Möglichkeit einmal auseinandersetzen.

Wie werden Roulettekessel eigentlich hergestellt und welche Normen bestehen für sie?

Bis auf den hundertstel Millimeter genau werden die Innereien des Kessels zusammengefügt. Speichenteil, Zahlenrad, vor allem aber der sogenannte Security-Ring, in dem die Kugel am Ende liegen bleibt, werden aus Bronze erstellt. Ansonsten wird nichts in dem Kessel geschraubt, sondern alles aus einem Stück gearbeitet und solange mit der Drehbank geschliffen, bis auch die kleinsten Unebenheiten ausgeglichen sind.

Das Resultat ist erstaunlich. Keine Ritzen, keine Dellen und keine Spalten sind zu entdecken. Alles fügt und schmiegt sich, bis hin zum minimalsten Detail, perfekt aneinander.
Die Entwicklung des Roulettekessels ist allerdings keineswegs zu Ende. Denn bis auf die Verteilung der Zahlen begründet sich ihre Zusammensetzung nur aus der Tradition ihrer glamourösen Historie. Nirgendwo wird normiert aus welchem Material, in welcher Kombination, der Kessel herzustellen ist. Da bleibt noch viel Spielraum, um die Kessel in ihrem Aufbau der Moderne anzupassen. Und die Kessel verändern sich nach wie vor, nicht nur in ihrer Präzision. Auch die Kugeln selbst sind kaum noch aus Elfenbein, welches sich mit der Zeit abnutzen könnte. Heute werden fast alle Kugeln aus beinahe unzerstörbaren Kunststoffen hergestellt. Das klingt zwar für die Ohren der Spieler unspektakulärer und weniger voluminös, wenn es über das polierte Mahagony rollt, aber die geringe Möglichkeit, dass die Kugel durch eine gewachsene Unebenheit das Spiel beeinflusst, ist nicht mehr gegeben. Sicher ist sicher. Stück für Stück wurden so in den letzten Jahren auch die kleinsten Unsicherheiten aus den Kesseln eliminiert.

In dem Maße, in dem die Kessel an Akkuratesse gewannen, reduzierte sich natürlich die Möglichkeit, aus bestehenden Ungleichheiten eine legale Strategie für einen Gewinn im Casino abzuleiten. Bei all meinen Besuchen in mehr als 100 Casinos habe ich keinen einzigen Spieler erlebt, der auf dieser Basis langfristig Geld gewonnen hat. Gewonnen ja, aber nur innerhalb der statistischen Wahrscheinlichkeiten. Bei 37 Versuchen einmal die richtige Zahl zu treffen ist wahrscheinlich.  Deshalb, Kesselgucken ist eine sinnlose Zeitverschwendung die nur zu Geldverlusten führt.

Eine theoretische, wenn auch betrügerische Methode besteht allerdings. Die Roulettetische sind nicht statisch. Ihre Materie arbeitet, verändert sich und beeinflusst somit auch den Lauf der Kugel. Aus diesem Grund lassen viele Casinos, jeden Tag, kurz bevor es für den Publikumsverkehr geöffnet wird, an allen Tischen eine Anzahl von Probewürfen durchführen. Es soll bestimmt werden, ob gewisse Zahlensektoren statistisch häufiger auftreten (auch das bezeichnet man als Permanenzen). Ergeben sich solche Permanenzen, wird (wenn möglich) dieses korrigiert. Sollte das nicht gelingen, so wissen das Casino und die Croupiers, dass bei neutralen, gleichmäßigen Würfen an diesem Abend, ein Sektor im Roulettekessel überproportional oft fallen wird. Manche Croupiers haben dann tatsächlich ihre Kenntnisse über diese spezifische Eigenheit eines Tisches an einen Bekannten schnell noch weitervermittelt. Casino Blog