Betrug in Hamburg, Betrug in Monte Carlo, das sind renommierte Casinos mit exzellenten (auch durchtriebenen) Croupiers. Hier wundert mich auch ein Betrug nicht weiter. Aber Bad Dürkheim, ein Casino welches an das Kurhaus angeschlossen ist und fast ausschließlich von Besuchern frequentiert wird, die ihre kleinen (oder auch größeren) Blessuren behandeln lassen und meist noch im angeschlossenen Hotel wohnen. Ein Rentner Casino, mit seinen Minieinsätzen und Stammgästen, die ein Casino unterhalten aber nicht ruinieren darf.

Geringe Einsätze versprechen nun mal nur wenig Trinkgeld, mit der bedauerlichen Folge im Vergleich zu den Croupiers in einem renommierten Casino, über ein weit geringeres Gehalt zu verfügen. (Allerdings bei gleichem Arbeitsaufwand und Einsatz, vielleicht sogar noch mehr, denn gerade in solchen Casinos kämpfen die Spieler um jeden 1 Euro Chip, die teilweise zu Hunderten bei jedem Spiel auf dem Roulette-Tisch liegen.) Wahrscheinlich lag hier auch die Motivation für diesen dreisten Betrug.

„Die Ermittlungen, die von Spezialisten der Landeskriminalpolizeistelle Koblenz geführt werden, gehen fieberhaft weiter. Croupiers und Spielbankbesucher hatten gemeinsame Sache gemacht Inzwischen stehen die Ermittlungen gegen vier Croupiers und zwei Kaufleute aus Mannheim vor dem Abschluss.“

Der Verlust der Bank war beträchtlich. Der Spielbankdirektor versicherte: „Keiner der Spieler ist durch die Ereignisse geschädigt worden, nur wir selbst. Solange es Spielbanken gibt, wollen alle Spieler das System des Zufalls herausfinden. Gewonnen mit Sicherheit nach System hat aber noch niemand, wohl aber mit falschen Jetons und in Zusammenarbeit mit den Croupiers. Die Methode der Betrüger in Bad Dürkheim war so raffiniert ausgeklügelt und doch so einfach, dass sie lange Zeit nicht auffiel.“

Ich demonstriere euch einmal den Verlauf eines Spielabends, um zu erläutern wie diese Zusammenarbeit ablief.

Bevor das Spiel beginnt, wird stets von der Hauptkasse unter Aufsicht eines Finanzbeamten, eines Saalchefs und zweier Chefcroupiers das Geld in Form von Jetons zum Spieltisch gebracht, dort gezahlt und verteilt.

Jeder Tisch hat am Roulette beim Zahlcroupier zwei Schlitze. In einen kommen alle Chips, die die Bank gewinnt. Durch den anderen Schlitz fallen alle Chips, die gewinnende Spieler den Croupiers als ein Trinkgeld geben. Die Jetons fallen in Säcke; so dass keiner der Anwesenden über Verlust oder Gewinn der Bank oder der Trinkgeldeinnahmen der Croupiers unterrichtet ist. Wenn das Spiel in den frühen Morgenstunden zu Ende ist, wird in Anwesenheit des Finanzbeamten und Saal Chefs sowie zweier Chef Croupiers der Gewinn oder der Verlust der Bank festgestellt, und die Jetons werden über Nacht in einen Tresor gebracht.

Die Gewinne oder Verluste der einzelnen Spieler können von der Bank nicht festgestellt werden. Nun existiert jedoch folgende Spielbank Regel: Sitzen um einen Tisch sehr viele Spieler, so dass nicht jeder persönlich setzen kann, besteht die Möglichkeit, eine sogenannte Annonce aufzugeben. Du übergibst dem erhöht sitzenden Chef Croupier einen Zettel, auf dem die Nummer oder die Serie, die du setzen möchtest, vermerkt ist, sowie den zu setzenden Betrag in Chips. Die Vorschrift verlangt, dass die Annonce laut verkündet und von dem Chef Croupier wiederholt werden muss. Er übernimmt das Spiel an Stelle des Spielers und teilt dieses auch dem Zahlcroupier mit, der bei Verlust die Chips zugunsten der Bank an sich nimmt oder bei Gewinnen auf dem gewählten Nummernfeld auszahlt.

Wie üblich erfolgte die Bekanntgäbe der Annonce an den Chefcroupier — aber nicht im Anschluss die vorgeschriebene laute Ankündigung. Der Chefcroupier gab die sich in seiner Hand befindliche Annonce nicht vor dem Spiel, sondern erst nach dem Spiel bekannt. Er wählte eine Bekanntgabe nur,  wenn die Kugel einen Gewinn einbrachte. Mit ihm zusammen kooperierte der Zahlcroupier, der den Gewinn an, den Spieler auszahlte, bei Verlust die Chips aber stehen ließ. Natürlich wäre es aufgefallen, wenn alle Annoncen nur gewonnen hätten, deshalb wurde auch gelegentlich kalkuliert verloren. Ein Umstand der dazu führte, dass dieser Betrug lange niemanden auffiel. Hätten die Croupiers nicht den dämlichen Fehler begannen luxuriös über ihre Verhältnisse zu leben, könnte sie wahrscheinlich heute noch ihre Gewinne generieren.

Dieser Verdacht verleitete die Casinodirektion qualifizierte Kriminalbeamte als Spieler zu tarnen, die nach langwierigen Beobachtungen die Verhaftungen vornehmen konnten.Casino Blog