Neurobics ist eine neue Dimension des Gehirntrainings und unterscheidet sich von reinen Merkaufgaben so deutlich wie Schwarzweißfotos von farbigen Skulpturen. Für Menschen, die sich ungern mit asketischem Gedächtnistraining plagen sind Neurobics die ideale Alternative.

 Unser Gehirn arbeitet dynamisch und ist weitaus flexibler als die Festplatte eines Computers. Was uns aufwühlt oder glücklich macht, das prägt sich tief in unseren Kopf ein, was uns gleichgültig lässt, wird rasch abgehakt. Wenn wir etwas mit allen Sinnen wahrnehmen, es mit Farben, Tönen, Gerüchen und Geschmack belegen, dann wird es besonders gut in die Erinnerung gespeichert.

Ausgehend von diesem Wissen bezieht das moderne, multisensorische Gehirntraining die so genannten Neurobics, nicht nur alle Sinne, sondern auch die Emotionsebene mit ein.

Den neuesten Untersuchungen der Neurobiologie zufolge, entscheidet nichts mehr über das Haltwertzeit von Erlebtem als unsere Gefühle. Der Hippocampus, das Gedächtnisareal im Zwischenhirn, (kann zwanzig Worte pro Sekunde zwischenlagern), arbeitet eng zusammen mit dem Limbischen System (beinhaltet das Amygdala unser Emotionszentrum). Nach Rückkoppelung mit dem Emotionszentrum entscheidet der Hippocampus, was von uns abgespeichert wird. Gleichzeitig schaltet das Gehirn Eindrücke aus den Sinneskanälen von Auge, Ohr, Haut, Nase und Geschmacksnerven an den Thalamus.

Der Thalamus agiert wie ein Bühnenscheinwerfer im Kopf, der die Intensität der Wahrnehmung steuert. Er schützt das Gehirn auch vor Reizüberflutung. Im Limbischen System angelangt, bekommt unser Erlebtes jetzt seine Gefühlsnote.

Zusammen mit dem Gefühlsetikett, niemals vorher, werden die Informationen über den Thalamus in das Großhirn und damit in das Bewusstsein geleitet. Erst jetzt entscheidet das Gehirn, ob etwas spannend und aufwühlend genug ist, um es zu behalten.

Spannendes speichert das Gehirn am nachhaltigsten.

Wenn Fakten abgelegt werden, aktiviert das Gehirn insgesamt sechs Gedächtnissysteme. Die beiden Kurzzeittypen sind übrigens nichts anderes als vorübergehend kreisende elektrische Impulse; hört der Strom auf zu fließen, ist das Gemerkte weg.

Das Ultrakurzzeitgedächtnis

ist ein flüchtiger Speicher, er behält Sinneseindrücke maximal drei Sekunden lang.

Im Kurzzeitgedächtnis

bleiben die Gedanken ungefähr zwanzig Minuten lang, sofern man sie innerhalb dieser Zeit nicht wiederholt. Hier werden Dinge mittlerer emotionaler Bedeutung zwischengespeichert.

Das prozedurale Langzeitgedächtnis

hier sind Bewegungsabläufe abgespeichert wie das Laufen, Fahrrad- Autofahren, Essen mit Messer und Gabel oder das Heben einer Kaffeetasse.

Priming

ist ein neu entdecktes Gedächtnissystem, das Selbstverständliches in der Welt speichert. Autos rollen auf Rädern, die Räder sind unten… Es dient offenbar als Überlaufreservoir, damit sich das semantische Gedächtnis nicht mit Alltäglichem beschäftigen muss.

Das semantische Gedächtnis

speichert emotionslos und akribisch die Fakten der Wissenswelt, deshalb wird es auch als Wissensgedächtnis bezeichnet. Wie lautet der Pin-Code meiner Scheckkarte?

Das episodische Gedächtnis

ist das klassische Gedächtnis und speichert die Summe des Erlebten. Es ist die Quelle aller unserer Erinnerungen.

Warum können Kleinkinder im Alter unter sechs Jahre, spielerisch mehrere Sprachen erlernen? Die frühe Kindheit ist die Phase der höchsten Lernfähigkeit! All ihre Sinnesantennen stehen auf Empfang, wenn sie die Welt erkunden um sich bisher unbekanntes anzueignen Dieser Sachverhalt beeinflusste die Neurobiologen bei der Entwicklung eines modernen, alle sechs Gedächtnissysteme berührendem, Gehirntrainings.

Wenn wir erfolgreich schnell etwas behalten möchten, müssen wir wieder lernen mit allen fünf Sinnen zu empfinden. Unser Gehirn staunt, löst sich aus der Routine und prägt sich das Neue ein.